Fachbereich Einzelhandel

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In der Abteilung Einzelhandel/Verkauf werden je nach Einstellungssituation und Lehrerzuweisung in den Jahrgangsstufen 10 bis 12 ca. 200 SchülerInnen in 9 bis 11 Klassen unterrichtet. Dabei werden grundsätzlich die beiden Ausbildungsberufe VerkäuferIn und Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel unterschieden.

Berufsbild

Beide Ausbildungsberufe sind in Handelsunternehmen mit unterschiedlichen Größen, Betriebsformen und Sortimenten oder als selbstständige Kaufleute tätig. Unsere Auszubildenden arbeiten in Einzelhandelsgeschäften verschiedener Wirtschaftsbereiche: vom Modehaus über den Supermarkt bis zum Versand- und Internethandel oder in Tankstellen.
Verkaufen, Waren anbieten und ansprechend präsentieren, Kunden bedienen und sie über Vorteile und Zweckmäßigkeit der Waren beraten, sind die wichtigsten Tätigkeiten. Hinzu kommen Warenannahme, Preisauszeichnung, Verpacken, Lagerarbeiten, Kassieren und Ordnen der Ware. Zudem prüfen sie den Bestand, führen Qualitätskontrollen durch, bestellen Ware und nehmen Reklamationen entgegen.
Es werden in jeder Branche spezielle Warenkenntnisse verlangt, da Kundenberatung ohne Kenntnisse über Herkunft, Beschaffenheit und Pflege der angebotenen Ware nicht denkbar ist. Die Arbeit mit Computern und anderen informationstechnischen Systemen spielen eine immer größer werdende Rolle. Zum Beispiel der Umgang mit mobilen Datenerfassungsgeräten für die Bestandskontrollen und die Inventur oder das Erfassen und Auswerten der Warenbewegungen mit Hilfe von Scannerkassen und einem Warenwirtschaftssystem sind Neuerungen der letzten Jahre.

Anforderungen

Mindestanforderungen gibt es für diese Berufsausbildung grundsätzlich nicht. Wünschenswert ist allerdings ein  Mittelschulabschluss (vorher Hauptschulabschluss). Manche Betriebe bevorzugen einen mittleren Bildungsabschluss. Da jedoch  die Kommunikation mit dem Kunden in diesem Ausbildungsberuf im Vordergrund steht, ist die Freude am Umgang mit Menschen und am Beraten, Freundlichkeit und Geduld, Verkaufsgeschick, Einfühlungsvermögen und ein gepflegtes Äußeres von zentraler Bedeutung. Nicht fehlen sollte auch eine gute Konstitution, praktisches Geschick, Vielseitigkeit und immer häufiger Fremdsprachenkenntnisse.

Ausbildungsdauer und Ausbildungsinhalte

Der Ausbildungsberuf VerkäuferIn hat eine Ausbildungsdauer von 2 Jahren. Die Ausbildung zum Kaufmann/zur Kauffrau im Einzelhandel ist nach einer dreijährigen Ausbildung abgeschlossen. Während der ersten beiden Ausbildungsjahre sind die Ausbildungs- und Lerninhalte identisch. Erst im dritten Jahr wird dann der Schwerpunkt der Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann auf das selbständige Führen eines Einzelhandelsbetriebes gelegt. Entsprechend stehen in der 12. Jahrgangsstufe Personalwirtschaft und Rechnungswesen (z.B. Buchführung und Kennzahlenauswertung) sowie handelsrechtliche Grundlagen im Mittelpunkt.

Die Ausbildung zum Verkäufer/Einzelhandelskaufmann ist eine sogenannte „modulare Ausbildung. Dies bedeutet, dass durch die gleichen Lerninhalte in der 10. und 11. Jahrgangsstufe die Möglichkeit besteht, nach einer abgeschlossenen Verkäufer-Ausbildung mit einem Ausbildungsvertrag zum Einzelhandelskaufmann die Ausbildung fortzusetzen und nach einem weiteren Jahr mit der Prüfung zum Einzelhandelskaufmann abzuschließen.

Dieser modulare Aufbau wird auch in den neuen Rahmenlehrplänen im Einzelhandel ersichtlich. Diese Pläne gelten seit dem Schuljahr 2004/2005. Dabei werden die bisherigen Unterrichtsfächer größtenteils durch sogenannte Lernfelder ersetzt, die sich mehr an der beruflichen Praxis orientieren sollen. Die folgende Übersicht zeigt die einzelnen Jahrgangsstufen und ihre Zeugnisfächer. In der 10. und 11. Jahrgangsstufe ist die Stundentafel für VerkäuferInnen und Einzelhandelskaufleute identisch.

Offizielle Stundentafel:

Fach

10. Klasse

11. Klasse

12. Klasse

(nur EH-Kfm)

Einzelhandelsprozesse (EHP)

6

2

2

Kundenorientiertes Verkaufen (KoV)*

3

2

-

Kaufmännische Steuerung und Kontrolle (KSK)

2

1

3

Politik und Gesellschaft

1

1

1

Deutsch

1

1

1

Religion/Ethik

1

1

1

Englisch

1

1

1

Summe

15

9

9

* Bitte beachten Sie: Da das Fach "Kundenorientiertes Verkaufen" nicht im 3. Lehrjahr unterrichtet wird, steht im Abschlusszeugnis die Note aus der 11. Klasse!

Für die Unterrichtsplanung ergibt sich aus dieser Stundentafel, dass in der 10. Jahrgangsstufe ein ganzer und ein halber Unterrichtstag pro Woche stattfindet. Der ganze Unterrichtstag (8:00 bis 16:00 Uhr) findet je nach Klasse am Montag, Dienstag oder Mittwoch statt. Die halben Schultage (8:00 bis 12:50 Uhr) sind am Donnerstag und Freitag. In der 11. und 12. Jahrgangsstufe ist jeweils nur noch ein Schultag (8:00 bis 16:00 Uhr) vorgesehen.

Zwischen-und Abschlussprüfung

VerkäuferIn

Für die Verkäuferprüfung gilt weiterhin die alte Prüfungsordnung mit einer Zwischenprüfung am Ende des ersten Ausbildungsjahres (i.d.R. Mitte/Ende September zu Beginn der 11. Klasse) mit Multiple-Choice- und Rechenaufgaben. Das Ergebnis der Zwischenprüfung geht nicht in das Abschlussprüfungsergebnis ein. Die Teilnahme ist aber Voraussetzung zur Zulassung zur Abschlussprüfung. Am Ende der 11. Klasse  (ca. Anfang Mai) findet dann die schriftliche Abschlussprüfung mit drei Prüfungsteilen statt:

Wie werden die Prüfungsteile gewichtet?

 

Prüfungsteil 1 (VerkäuferIn)

Zeitvorgabe (min)

Gewichtung

1

Verkauf und Marketing

90

25

2

Warenwirtschaft und Rechnungswesen

60

15

3

Wirtschafts- und Politik und Gesellschaftde

60

10

4

Fallbezogenes Fachgespräch

15 min Vorbereitung
und 20 min Prüfung

50

 

Mit dem Tag an dem das „Fallbezogenen Fachgespräch“ bzw. die sogenannte „mündlichen Prüfung“ stattfindet,  ist dann die Ausbildung abgeschlossen, wenn die Bescheinigung über das Bestehen der Prüfung ausgehändigt werden kann. Die Prüfung ist damit bestanden.

Einzelhandelskaufmann/kauffrau

Für die Prüfung zum EH-Kaufmann/Kauffrau gilt die neue Ausbildungsordnung von 2009, die nun als „gestreckte Prüfung“ in zwei schriftliche Prüfungsteile aufgeteilt wird. Die frühere Zwischenprüfung entfällt, dafür findet der erste Teil der schriftlichen Abschlussprüfung bereits am Ende der 11. Klasse (ca. Anfang Mai) statt und wird in das Gesamtergebnis am Ende der Ausbildung eingerechnet.

Dieser erste Teil der schriftlichen Abschlussprüfung ist identisch mit der Verkäuferprüfung und findet im selben Zeitraum statt (Prüfungsteile siehe VerkäuferIn).

Am Ende der 12. Klasse (ca. Anfang Mai) wird der zweite Teil der schriftlichen Prüfung, der Teil  „Geschäftsprozesse“ abgelegt. Neben Rechnungswesen- und Einzelhandelsprozesse-Inhalte der 11. und 12. Jahrgangsstufe werden auch EHP-Inhalte der 10. Jahrgangsstufe in offenen Fragestellungen und einer komplexen Situation abgeprüft (Dauer 105 min).
Mit dem Tag an dem das „Fallbezogenen Fachgespräch“ bzw. die sogenannte „mündlichen Prüfung“ stattfindet,  ist dann die Ausbildung abgeschlossen, wenn die Bescheinigung über das Bestehen der Prüfung ausgehändigt werden kann.

Hinweis: Für die Organisation der Prüfungen (Anmeldungen, fehlende Einladungen oder Sonderfälle)  ist nicht die Berufsschule, sondern die zuständige Kammer zuständig (i.d.R. die IHK Passau, Tel: 0851/507 - 0)

Wie werden die Prüfungsteile gewichtet?

 

Prüfungsteil 1 EH-Kaufmann

Zeitvorgabe (min)

Gewichtung

1

Verkauf und Marketing

90

15

2

Warenwirtschaft und Rechnungswesen

60

10

3

Wirtschafts- und Sozialkunde

60

10

 

Prüfungsteil 2 EH-Kaufmann

   

1

Geschäftsprozesse im EH

105

25

2

Fallbezogenes Fachgespräch

15 min Vorbereitung
und 20 min Prüfung

40


Information an die Ausbilder/innen im Einzelhandel

Informationsschreiben

Jeder Auszubildende der Abteilung Einzelhandel erhält bei der Einschulung ein Informationsschreiben
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zu den grundsätzlichen Verhaltensregeln in Einzelhandelsklassen der Kaufmännischen Berufsschule, um ein gemeinsames erzieherisches Vorgehen mit dem Ziel eines möglichst guten Berufsabschlusses in einer angenehmen Arbeitsatmosphäre sicherzustellen. Wir bitten alle Ausbilder/innen, durch Gegenzeichnung von diesem Schreiben Kenntnis zu nehmen und den zuständigen Ausbilder mit Telefonnummer einzutragen, um eine schnelle Erreichbarkeit bei schulischen Problemen zu gewährleisten.

Schüler-Notenblatt

In allen Jahrgangsstufen wird ebenfalls zu Beginn des Schuljahres ein Schüler-Notenblatt
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ausgeteilt, in das die Schüler selbständig ihre mündlichen und schriftlichen Noten eintragen müssen. Dieses Notenblatt soll helfen, den Informationsfluss zwischen Berufsschule und Ausbildungsbetrieb zu erleichtern. Wir bitten Sie, auch dieses Notenblatt zu kontrollieren und evtl. die Einträge von den Klassenleitern bestätigen zu lassen.
Natürlich stehen Ihnen die Lehrkräfte für weitere Auskünfte oder ein klärendes Gespräch bei Problemen mit den Auszubildenden jederzeit gerne zur Verfügung.

Kooperation mit der Förderberufsschule St. Erhard Plattling

Unsere Erfahrungen zeigen, dass immer mehr Schulabgänger aus Sonderpädagogischen Förderzentren oder aus den Mittelschulen mit  Lernschwierigkeiten eine Ausbildung zum/zur VerkäuferIn anstreben und den schulischen  Anforderungen im normalen Berufsschulalltag häufig nicht gewachsen sind. Deshalb arbeitet die Kaufmännische Berufsschule Deggendorf seit dem Schuljahr 2013/14 in der Verkäuferausbildung in drei Bereichen eng mit der Förderberufsschule St. Erhard Plattling zusammen:

1. Lehrkräfte der Kaufmännischen Berufsschule Deggendorf vermitteln im  Berufsvorbereitungsjahr der Berufsschule St. Erhard kaufmännisches Grundwissen, damit ein reibungsloser Übergang an die Regelberufsschule vorbereitet wird und in einer eventuell anschließenden Ausbildung Stofffülle sowie komplexe Zusammenhänge leichter erfasst und bewältigt werden können.

2. Eine Fachklasse für Verkäufer wird in der 10. Jahrgangsstufe der Kaufmännischen Berufsschule als „Förderklasse“ geführt, die mit verschiedenen Maßnahmen eine intensive Betreuung der Schüler mit Förderbedarf sicherstellen soll:

  • Erlebnispädagogischer Tag am Schuljahresanfang zur Förderung des Gemeinschaftsgefühls und des Selbstvertrauens als wichtige vorbereitende Maßnahme des teamorientierten Lernens.
  • Unterricht findet überwiegend in Form von Team-Teaching der Lehrer statt; Ziel ist die Entwicklung von unterrichtlichen Maßnahmen, die größtmöglichen individuellen Lernzuwachs für alle Schüler ermöglichen.
  • Lehrkräfte der Förderberufsschule St. Erhard unterstützen im Rahmen des Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes( MSD bS) Schüler, Lehrer und Eltern durch eine fundierte sonderpädagogische Diagnostik, Testverfahren, Unterrichtsbeobachtungen und  Erstellung individueller Förderpläne oder leistet Beratung und Unterstützung in Bezug auf Nachteilsausgleich oder die Vermittlung von Kontakten zu medizinischen, psychologischen und sozialen Fachdiensten.

3. Gemeinsame Lehrerfortbildungen mit externen Referenten zu Themengebieten, die für beide Schulen bedeutsam sind, und in denen auch Sichtweisen oder Erfahrungen der Lehrer beider Schularten ausgetauscht werden können. Gegenseitige Lehrerfortbildungen, die den Lehrkräften beider Schularten einen Kompetenzaustausch ermöglichen.


Besondere Aktivitäten

Externe Referenten im Einzelhandel/Verkauf

Um den Unterricht abwechslungsreich und praxisorientiert zu gestalten, werden in die Einzelhandelsklassen verschiedener Jahrgangsstufen externe Referenten eingeladen.


„Echtes“ Falschgeld

So informiert ein Mitarbeiter der Deutschen Bundesbank alle vier 10. Klassen zum Thema „Falschgeld“. Dabei können „echte Blüten“ mit normalen Scheinen verglichen und an Kontrollgeräten getestet werden.

Schulung gegen Ladendiebstahl

In einem anderen Projekt bildet ein Sicherheitsberater des Einzelhandels die Azubis im richtigen Verhalten bei Ladendiebstahl aus und erarbeitet mit ihnen Möglichkeiten, wie Ladendiebstahl verhindert werden kann.  

Video-Analyse von Verkaufsgesprächen

Im Rahmen des Filmwettbewerbs „KoV-Oskar“ werden in der 11. Jahrgangsstufe Videoaufnahmen zu Verkaufsgesprächen bei besonderen Verkaufssituationen analysiert und die Sieger mit den besten Sequenzen prämiert.

Projektwoche „Verkauf von Faitrade-Produkten“

Jahrgangsübergreifend bereiten sich verschiedene Klassen sowohl im EHP- als auch im KoV-Unterricht auf eine Verkaufswoche im Eingangsbereich des Schulzentrums vor. Von der Beschaffung über die Werbung und das Üben von Verkaufsgesprächen werden Unterrichtsinhalte handlungs- und praxisorientiert am Verkauf von Fairtrade-Produkten vermittelt. Über Hintergründe zum Fairen Handel informieren sich die Schüler in Vorträgen von Spezialisten, bei einem Besuch im Deggendorfer Weltladen kombiniert mit einem Lernzirkel sowie in Filmen oder Gruppenarbeiten zur Verkaufsargumentation. Mit dem Verkaufserlös wird der Schulbesuch eines Patenkindes in Uganda finanziert.


Mit dem nötigen „Know-How“ zum Verkauf von Fairtrade-Produkten übernehmen die Einzelhändler jedes Jahr im Herbst die Präsentation auf dem Messestand der Kaufmännischen Berufsschule während der Jobbörse im Schulzentrum.

Rudolf Neuhierl, StD
Fachbereichsleiter Einzelhandel - Verkauf