Zeitzeugengespräch mit der Holocaust-Überlebenden Mina GampelMina wurde in Pinsk im heutigen Weißrussland geboren. Sie war das achte Kind einer armen jüdischen Familie. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in die Sowjetunion im Juni 1941 floh die Familie fast fünftausend Kilometer in Richtung Südosten. Dieses kleine Mädchen von damals ist heute fast 85 Jahre alt und sie heißt Mina Gampel.

Es ist das erste Mal, dass Mina Gampel als Zeitzeugin zu Gast an der Kaufmännischen Berufsschule ist. Sie wird organisatorisch von der Autorin und Rechtsextremismus-Expertin Birgit Mair vom Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V. unterstützt und begleitet. Die Veranstaltung wurde durch das Team von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage der Kaufmännischen Berufsschule Deggendorf organisiert.

Frau Gampel berichtete als Zeitzeugin über ihre lebensrettende Flucht über Kiew und Stalingrad bis nach Kirgistan sowie über die schrecklichen Erfahrungen, die sie und ihre Familie in dieser Zeit hautnah erlebten. Nach Kriegsende wollte die Familie wieder zurück nach Pinsk, erhielt jedoch keine Reiseerlaubnis dorthin. Sie verbrachte die ersten Nachkriegsjahre im polnischen Stettin. 1957 wurde ihr die Ausreise nach Israel erlaubt, dort lebte sie bis 1967 gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern. Seit 1967 lebt Frau Gampel in Deutschland.

Noch im hohen Alter studierte sie Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie an der Universität Stuttgart. Frau Gampel ist darüber hinaus eine überregional bekannte, jüdische Künstlerin und Buchautorin. Motive ihre Bilder sind unter anderem Szenen aus den von den Nazis zerstörten jüdischen Schtetl in Osteuropa. Ihre Kunstwerke wurden in Museen und Galerien unter anderem in Nancy, Zürich, Genf, Berlin, Stuttgart, Tel Aviv, Antwerpen, Stettin, Warschau und London ausgestellt. Frau Gampel ist als Künstlerin bis heute sehr aktiv.

Bei den Schülerinnen und Schülern der beteiligten Klassen aus den Fachbereichen Bank, Einzelhandel, Großhandel sowie der Arbeitsgemeinschaft Schule ohne Rassismus der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf herrschte während des Vortrages ergreifende Stille. Im Anschluss des Vortrages nutzten zahlreiche Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, persönlich Fragen an die Zeitzeugin zu stellen.

„Diese schrecklichen Erlebnisse live erzählt zu bekommen – ohne Worte, einfach nur traurig!“ – dieses Statement einer Schülerin im Anschluss der Veranstaltung zeigt deutlich, dass es sehr wichtig ist, Diskriminierung aller Art, insbesondere Rassismus zu überwinden bzw. vorzubeugen. Ganz im Sinne von Frau Mina Gampel: „Das damals Geschehene darf nie wieder passieren! Seid wachsam und schätzt die Demokratie!“

An dieser Stelle nochmals lieben Dank an Frau Mina Gampel sowie an Frau Birgit Mair für die sehr wichtige, aber natürlich auch anstrengende Aufklärungsarbeit. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen.