Abschlussfeier an der Kaufmännische Berufsschule – Fast die Hälfte hat eine Eins vor dem Komma

Zahlreiche Ehrengäste waren zur Abschlussfeier der Kaufmännischen Berufsschule Deggendorf gekommen, um den Absolventen zu gratulieren. Neun wurden für ihre besonderen Leistungen noch einmal extra ausgezeichnet. − Foto: Diana MillgrammDeggendorf. Fast die Hälfte aller Absolventen der Kaufmännischen Berufsschule Deggendorf hat die Ausbildung mit einer Note mit einer Eins vor dem Komma abgeschlossen. Darüber haben sich am Donnerstagnachmittag die Besucher der Abschlussfeier im Foyer des Robert-Koch-Gymnasiums gefreut. Das sei aber kein Abschluss, sondern der Beginn eines lebenslangen Lernens, waren sich alle Redner der Feier einig.

Erfolg bestehe darin, dass man genau die Fähigkeiten hat, die im Moment gefragt sind, zitierte Benedikt Oswald in seiner Begrüßung im Namen der Schulleitung Henry Ford. Genau diese Fähigkeiten hätten die Schüler in ihrer Ausbildung erworben. Man müsse aber auch Gelegenheiten mutig ergreifen: „Genau das habt Ihr vor Euch: die Chance, Eure Zukunft aktiv und selbstbewusst zu gestalten.“ Nun sei aber der Moment gekommen innezuhalten und den Erfolg zu feiern, lobte er und forderte Applaus für die Absolventen ein. Oswald eröffnete auch den Reigen der lobenden Worte über Ausbildungsbetriebe und Angehörige, ohne die dieser Erfolg sicher nicht möglich gewesen wäre und dem sich alle folgenden Redner ausnahmslos anschließen konnten.

Zwei Drittel ihres Lebens hätten die Abschlussschüler bisher in der Schule verbracht, fasste Ralf Reiner von der Regierung von Niederbayern zusammen. Sie hätten Glück, gerade in einer Zeit fertig geworden zu sein, in dem alle durch den Fachkräftemangel dringend gebraucht würden. „Wir benötigen junge Menschen mit Berufsausbildungen – bei Ihnen treffen rechte Zeit und rechter Ort zusammen.“ Früher habe man immer gesagt, man sei nun mit dem Lernen fertig. „Aber jetzt kommen Sie in die Situation, in der Sie selber die Initiative ergreifen müssen, um auf dem Laufenden zu bleiben.“ Natürlich bedankte sich Reiner auch bei den Lehrern, die sich so herausragend um ihre Schüler gekümmert hätten.

Als Meilenstein auf dem Bildungsweg bezeichnete stellvertretender Landrat Eugen Gegenfurtner den Abschluss an der Kaufmännischen Berufsschule. Damit hätten sich die Absolventen zahlreiche Optionen für den künftigen Lebensweg erarbeitet. Mit der beruflichen und persönlichen Entwicklung im Rahmen der Ausbildung und dem erworbenen praktischen und theoretischen Wissen könnten alle Schüler den Herausforderungen der Zukunft mit Zuversicht begegnen. Die große Wertschätzung des Abschlusses würde auch die große Zahl an Ehrengästen zeigen, stellte stellvertretende Bürgermeisterin Renate Wasmeier fest. Sie hinterfragte die Gemeinsamkeiten zwischen Beruf, Sport und Politik: Ohne Bewegung gehe nichts vorwärts, genauso wie ohne üben, allein geht es nicht oder nur beschwerlich. „Und nur mal schnell nebenbei wird nicht langen – es braucht Fleiß, Geduld und Miteinander.“ Sie rief dazu auf, Leistung zu zeigen, hart für und mit dem Team zu kämpfen. „Ohne sich selber zu vergessen, bleibt fair Euch und anderen gegenüber.“

Schulleiter Christian Alt ging auf die Metamorphose der Schüler hin zu Fachkräften ein. Doch eigentlich sei das Abschlusszeugnis ein Etikettenschwindel: Denn es stehen nicht wirklich für ein Ende. „Es ist vielmehr ein Anfangs- oder auch ein Mittendrin-Zeugnis, ein wichtiger Meilenstein in einem Prozess ständiger Veränderung, einer lebenslangen Metamorphose Ihres Geistes, Ihrer Anschauung und Ideale.“

Die Absolventen stünden nun einem einschneidenden Wendepunkt am Beginn der Story, einem „call to adventure“, wie man es in Hollywoodfilmen nenne. Nun sei es an der Zeit, dass die Helden verschiedene Herausforderungen bestehen müssen. Dank ihrer Weiterentwicklung während der Ausbildung seien die Schüler in der Lage den Wandel der Welt nicht passiv hinzunehmen, sondern aktiv mitzugestalten. Fakten könnten gesammelt und neu bewertet werden. „Sie haben Methoden gelernt, sich das Unbekannte vertraut zu machen.“ Und auch persönliche werde man sich verändern. „Wir wissen, Sie sind mit Ihren erworbenen Kompetenzen bestens für das Abenteuer gerüstet, dass Sie erwartet.“

Insgesamt könne man sich über einen Abschluss-Notendurchschnitt von 2,14 freuen, gab Alt bekannt. 21 Schüler erhielten einen Staatspreis, da sie einen Schnitt von 1,5 oder besser im Zeugnis haben. Für hervorragende Leistungen noch einmal extra ausgezeichnet wurden die Kauffrauen für Büromanagement Leonie Quaas (Karl Groß GmbH) und Elisabeth Zellner (AVP Autoland, beide 1,8), Bankkauffrau Lilly Kretschmar (Sparkasse Deggendorf, 1,5), Hannah Steingrübl (Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement, Zillinger Bauzentrum, 1,5), Kaufmann im Einzelhandel Damian Kerber (Globus Handelshof, 1,4) sowie Steuerfachangestellter Maximilian Hirschberger (Steuerkanzlei Sylvia Sonntag, 1,1). Dreimal die Traumnote 1,0 haben die Industriekauffrauen Vanessa Brand (Rubix GmbH), Eva Knogl und Jasmin Lehner (beide Max Streicher GmbH & Co. KG aA).

Auf ihre Schulzeit blickten mit viel Dankbarkeit gegenüber Ausbildern, Lehrern und auch ihren Kollegen Vanessa Brand und Yannik Gmeinwieser zurück. Sie hätten vor einigen Jahren eine Reise ins Ungewisse begonnen. „Und heute können wir mit Stolz sagen: Wir haben es geschafft.“ Kritisch und mit einem Zwinkern hinterfragten sie, wie es erlaubt sein könne, dass es freitagnachmittags Unterricht gibt, und sie stichelten gegen die Parksituation oder nicht funktionierende Rollos und defekte Heizungen im Schulgebäude. Der Abschluss sei kein Ende, sondern ein Anfang. „Wir gehen aber mit dem Wissen und der Erfahrung, dass wir alles erreichen können, wenn wir engagiert und zielstrebig bleiben.“

Für die musikalische Umrahmung der festlichen Abschlussfeier sorgte die Jazz Combo der Berufsfachschule für Musik des Landkreises Deggendorf.

Quelle: PNP vom 24.01.2025 | Diana Millgramm