Vom flüssigen Paraffin zur kunstvoll verzierten Kerze

Kaufmännische Berufsschule Deggendorf besichtigt Kerzen Wiedemann GmbH

Den „trockenen“ Unterrichtsstoff einmal in der Realität erleben - das wollten die angehenden Verkäuferinnen und Verkäufer des Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Deggendorfs bei ihrer Betriebsbesichtigung: Gemeinsam mit ihrer Klassleitung OStRin C. Kühnel und OStRin K. Pfeffer besuchte die Klasse EH 10c die traditionsreiche Deggendorf Kerzenfabrik Wiedemann GmbH in der Innenstadt, die es schon seit 180 Jahren gibt. Verteilt über vier Etagen arbeiten hier 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – derzeit unter Hochdruck: über 1.000 Paletten Kerzen sind für das Weihnachtsgeschäft bereits verschickt.

Der Rohstoff für die Kerzen ist flüssiges heißes Paraffin, welches aus Erdölschlacke hergestellt wird. Dieses Paraffin wird aus dem 20.000-Liter-Silo maschinell auf gekühlte Walzen gesprüht und dann abgeschabt. Leitungen verteilen das weiße Pulver in die verschiedenen Abteilungen, in denen es in Pressen zu Kerzen geformt wird. Alle Kerzen bestehen aus reinem Paraffin, also ohne weitere Zusätze. Selbst der Docht wird mit einer Zugmaschine noch selbst hergestellt: Ein dünner Faden wird immer und immer wieder mit Wachs umschlossen, bis dieser die richtige Dicke hat. Kunstvollere Kerzen werden zuerst in aufwändig hergestellten Silikonformen gegossen und dann herausgelöst.

Als besonderes Highlight durften die Berufsschülerinnen und Berufsschüler ihre eigene Kerze in ihre Lieblingsfarben tauchen und so eine individuelle Kerze gestalten.

Dieser Weg vom Rohstoff zum Endprodukt ist auch wesentlicher Bestandteil des Fachunterrichts der Berufsschülerinnen und Berufsschüler; zudem haben viele Azubis Kerzen im Sortiment ihres Ausbildungsbetriebs.

Aufgrund der aktuellen Situation hat das Unternehmen bereits 150 % mehr pro kg Paraffin bezahlt, ein Ende dieser Preisspirale ist noch nicht absehbar. Erstaunt war die Klasse, dass der Floristik-Großhandel neben dem Fachhandel zu den Hauptkunden zählt.

Die Kerzen Wiedemann GmbH ist auch ein wichtiger Ausbildungsbetrieb in Deggendorf: Schulabgängerinnen und Schulabgänger können hier den Beruf der/des Wachsbildners/in, Maschinen- und Anlagenführers/in, Industriekaufmanns/-frau und der Fachkraft der Lagerlogistik erlernen.

Da die Produktionsfläche in der Innenstadt mittlerweile viel zu klein geworden und zudem zeitintensiv auf vier Etagen verteilt ist, zieht der Betrieb Anfang 2023 nach Mietraching um, wo sich bereits das Lager befindet. Viele Maschinen werden den Weg dorthin jedoch nicht finden und aussortiert.

Nach dem Besuch des Kerzenladens, in dem noch viele Kerzen gekauft wurden, machte sich die Schulklasse wieder auf den Weg in die Berufsschule, wo eine „Ausbildungskerze“ mit dem eigenen Namen gestaltet wurde. Ausgewählte Teambuilding-Maßnahmen rundeten anschließend den informativen Schultag ab.