Quelle: Deggendorfer-Zeitung - Rüdiger Schernikau – rüs

Feierliche Verleihung der „Zeugnisse der Fachhochschulreife“

Die ersten „BS plus“-Absolventinnen und Absolventen freuen sich mit Schulleiter Johann Riedl (2.v.l.), Stellvertreterin Nicole Schosser (l.), Klassleiterin Veronika Lemberger (4.v.r.), Ehrengästen und Lehrkräften.Erstmals sind am Donnerstagabend Absolventinnen und Absolventen des neuen Modells „Berufsschule plus“ („BS plus“) verabschiedet worden. Sie haben nicht nur ihre Berufsausbildung an der Kaufmännischen Berufsschule abgeschlossen, sondern auch die Ergänzungsprüfung zum Erwerb der Fachhochschulreife erfolgreich abgelegt. Den Bildungsgang „BS plus“ hat die Kaufmännische Berufsschule zum Schuljahresbeginn 2019/2020 mit großer Resonanz exklusiv für die gesamte Bildungsregion Deggendorf einschließlich Bayerischem Wald angeboten.

Die Berufsschüler haben - außerhalb der „normalen“ Arbeitszeit im Ausbildungsbetrieb und außerhalb des „normalen“ Unterrichts in der Berufsschule – Zusatzunterricht besucht, insbesondere in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik, aber auch in Gesellschaftswissenschaften und in Naturwissenschaften. „Neudeutsch würde man sagen, Sie haben diesen Zusatzunterricht im Rahmen von 'BS plus' on top besucht. On top – das hört sich zwar sehr hip, sehr lässig an. Unter dem Strich aber war das alles andere als lässig: es war nichts anderes als eine enorme Zusatzbelastung für Sie – nämlich sechs und in der zwölften Klasse sogar sieben Unterrichtsstunden zusätzlich pro Woche zu besuchen – immer an einem oder zwei Wochentagen, immer abends, immer in der Zeit von 18 bis 21 Uhr, also in einer Zeit, in der Ihre Altersgenossen im Fußball- oder Tennistraining waren, im Biergarten oder im Café den Tag haben ausklingen lassen und Freizeit mit Freunden verbracht haben“, stellte Schulleiter Johann Riedl in seiner Festansprache klar. Die Absolventinnen und Absolventen hätten neben den fachlichen vor allem personale Kompetenzen gezeigt, wie Engagement, Ehrgeiz, Durchhaltevermögen, Belastbarkeit, Frustrationstoleranz, Lernbereitschaft, Selbstmotivation, Selbstvertrauen, Selbstdisziplin, Selbstreflexion und Selbstkritik – kurz: ein hohes Maß an Selbstkompetenz. Die Leistungsbilanz sieht so aus: „Die Gesamtheit aller Fachabiturzeugnisse liegt bei 2,4. Acht von Ihnen haben einen Notenschnitt von 2,5 oder besser. Ich hoffe, dass ich keine Probleme mit dem Datenschutz bekomme, wenn ich Ihnen verrate, dass Julia Hankofer mit 1,6 und Eva Eisenreich mit 1,4 am besten abgeschnitten haben“, informierte Riedl. Für ihre Leistungen wurde die Industriekauffrau Eva Eisenreich (Ausbildungsbetrieb: Zwiesel Kristallglas AG), mit dem Preis der VR Genobank DonauWald eG ausgezeichnet. Die „BS plus“-Beste konnte wegen einer Urlaubsreise nicht persönlich anwesend sein. Die vierzehn Absolventinnen und Absolventen haben jetzt „das Heft des Handelns“ voll in der Hand, so der Schulleiter. „Sie können entscheiden, was Sie jetzt weiter machen: In Ihrem Ausbildungsberuf bleiben, vielleicht sogar in Ihrem Ausbildungsbetrieb und sich in diesem Bereich weiterentwickeln und Verantwortung übernehmen. Oder Sie entscheiden sich für ein Studium. Vielleicht können Sie aber auch beide Alternativen miteinander verbinden. Denken Sie deshalb auch an die Möglichkeit eines dualen Studiums in praxisintegrierter Form“, regte Riedl an. Immer mehr Betriebe, auch in der Region, böten dieses Konstrukt an, weil sie sich dadurch engagierten und qualifizierten Nachwuchs sichern könnten. Klassleiterin Veronika Lemberger gratulierte ihren Schützlingen sehr herzlich und begrüßte Eltern, Verwandte, Freunde, Förderer, Lehrerkollegen und viele Ehrengäste aus Wirtschaft und Politik. In ihren Grußworten sprachen Vizelandrat Roman Fischer, Abteilungsdirektor Franz Schneider von der Regierung von Niederbayern und zweiter Bürgermeister Günther Pammer den erfolgreichen Fachabiturienten ihre Gratulation aus und bedankten sich bei allen, die an diesem Erfolg mitgewirkt haben. Mit selbstbewussten, offenen, selbstkritischen und witzigen Worten zogen die Schülersprecherinnen Julia Hankofer und Verona Wiesenberger eine launige Bilanz ihres Bildungsdaseins der vergangenen drei Jahre. „Wir waren vielleicht nicht gerade die besten Vorbilder als Startschuss für die Möglichkeit, nun auch in Deggendorf neben der Berufsausbildung das Abitur zu absolvieren. Dennoch sind wir sowohl sehr stolz als auch dankbar, dass uns diese Chance gewährt wurde. Doch auch trotz aller Schwierigkeiten, wie beispielsweise Homeschooling, können wir heute endlich sagen, dass der erste Versuch genauso wie ein erster Pfannenkuchen gelingen kann“, stellten sie fest. Ihren ehemaligen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden rieten sie abschließend: „Und denkt immer dran: Wenn Euch das Leben mal die Zitrone reicht, fragt nach Salz und Tequila! In diesem Sinne alles Gute!“ Musikalisch umrahmt wurde die Abschlussfeier der „BS plus“-Fachabiturienten von der Band „Quattro Formaggi“ der Berufsfachschule für Musik Plattling, die gekonnt Rock- und Popsongs darboten und mit dem Klassiker „Tage wie diese“ von den Toten Hosen begannen.  -rüs

Bildunterschrift:

Die ersten „BS plus“-Absolventinnen und Absolventen freuen sich mit Schulleiter Johann Riedl (2.v.l.), Stellvertreterin Nicole Schosser (l.), Klassleiterin Veronika Lemberger (4.v.r.), Ehrengästen und Lehrkräften.