Landkreis stattet für eine Million Euro alle "seine" Schulen mit Luftreinigungsgeräten aus
Deggendorf. Während andere Engpässe beklagen, meldet der Landkreis Deggendorf schon Vollzug. Pünktlich zum Schulbeginn hat der Landkreis Luftreiniger aufgestellt in allen Klassenzimmer an den Schulen, die er selber betreibt oder für die er als Sachaufwandsträger zuständig ist.
Fast alle: Die Realschulen und Förderzentren in Schöllnach und Osterhofen sollen ab 7. Oktober ausgestattet werden, die Neubauten des Robert-Koch-Gymnasiums und der Berufsschule I verfügen ohnehin über eine fest installierte Einzelraumbelüftung.
Die neuen Schüler in der Wirtschaftsschule fanden sich am ersten Schultag nicht nur in einem ungewohnten Umfeld wieder und standen neuen Lehrern gegenüber, sondern entdeckten im Klassenzimmer auch einen rechteckigen Kasten, der ein wenig aussieht wie ein großer weißer Kühlschrank. Das Gerät springt automatisch an, wenn jemand das Klassenzimmer betritt. Das leise Surren ist kaum zu hören, bestätigen Schüler und Lehrer. Es sorgt dafür, dass die Luft von Partikeln und Viren gereinigt wird. "Das ist unser Beitrag dazu, dass Schule in Präsenz stattfinden kann", sagte der Landrat beim Pressetermin am Mittwoch in der sechsten Klasse der Wirtschaftsschule. Im Hinblick auf Corona ist auch Schulleiter Johann Riedl überzeugt, dank der Luftreinigungsgeräte sowie der umfangreichen Tests "verlässlich Präsenzunterricht mit geringen Infektionszahlen" abhalten zu können.
Die Ausstattung mit den Luftreinigern lässt sich der Landkreis was kosten. Auf rund eine Million Euro beläuft sich der Preis für die insgesamt etwa 300 Geräte in allen Klassenzimmern, die Hälfte zahlt der Freistaat. "Es gibt nicht so viele Landkreise, die jetzt schon alle Klassen ausstatten", so Bernreiter.
Warum war Deggendorf so schnell trotz notwendiger EU-weiter Ausschreibung bei dieser Summe? In Absprache mit den Fraktionsspitzen im Kreistag traf Bernreiter eine Eilentscheidung, die erst nachträglich im Gremium abgesegnet werden muss. Die Verwaltung arbeitete schon mit Hochdruck an der Ausschreibung, noch bevor die Staatsregierung die notwendige Richtlinie aussandte, erklärt der für die Landkreis-Schulen zuständige Kreiskämmerer Werner Neupert. Ende Juli wurde die Richtlinie bekannt gemacht, schon tags zuvor war die Deggendorfer Ausschreibung im Staatsanzeiger zu finden. Damit man nicht Opfer eines "Global Players" wurde, der sich den Gesamtauftrag unter den Nagel reißt und die Geräte vielleicht erst im kommenden Jahr liefert, teilte der Landkreis die Ausschreibung in vier Lose, um auch kleinen, regionalen Lieferanten eine Chancen zu geben. Der Landkreis bekam über 200 Angebote und konnte Ende August die Aufträge vergeben. Die Rechnung ging (fast) auf. Zum Schulstart waren alle Geräte aus drei Losen installiert, nur Schöllnach und Osterhofen müssen noch warten, obwohl der Liefertermin fix vereinbart war. "Wir haben den Lieferanten sofort in Verzug gesetzt", so der Landrat. Ein Rückzug des Auftrags hätte aber womöglich eine noch längere Verzögerung zur Folge. Jetzt hofft man auf eine Lieferung ab 7. Oktober.
Nichts hält Bernreiter vom Vorschlag, nur die Klassen bis zur sechsten Jahrgangsstufe auszustatten, weil sich die älteren Schüler ab zwölf Jahren impfen lassen könnten. "Da bekämen wir wieder Diskussionen, in denen wir uns wieder alle zerlegen. Wir müssen jetzt darauf achten, dass wir die Gesellschaft wieder einen", argumentiert Bernreiter.
Sofern sich die Lage nicht arg verschlimmert, geht Bernreiter auch von einem Ende der Maskenpflicht in der Schule aus, sobald die aktuelle Infektionsschutzverordnung zum 1. Oktober ausläuft.