Zeitzeugengespräch mit der Auschwitz-Überlebenden Eva Franzan der Kaufmännischen Berufsschule Deggendorf
Auschwitz-Birkenau, zwischen 1943-1945.
Die zweieinhalb Jährige Eva hat die Häftlingsnummer 4167. Diese Nummer wurde ihr gleich bei Ankunft im Vernichtungslager in die Haut des linken Unterarms tätowiert. Das Mädchen wurde mit ihren Eltern, ihrer Schwester und Großeltern mütterlicherseits nach Auschwitz-Birkenau in das Konzentrationslager deportiert. Grund hierfür war die hetzerische Meinung des Naziregimes: sie seien nämlich als Sinti keine „Arier“.
Die Familie lebte bis zu ihrer Deportation in der Nähe von Dresden liegenden Kleinstadt Teplitz – Schönau im damaligen Sudetenland. Das harmonische Leben dieser Familie wurde schlagartig durch die mörderische Politik der Nazis beendet: die Schwester von Eva starb nach kurzer Zeit im Konzentrationslager, sie war erst 12 Jahre alt. Gegen Kriegsende wurde Eva mit ihrer Mutter in das Frauen KZ Ravensbrück und in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Die 31-Jährige Mutter starb vor den Augen ihrer Tochter noch vor der Befreiung: „Mama, mach deine Augen auf!“ schrie Eva. Die Freundin der Mutter habe sie mit den Worten getröstet „Die Mama kommt wieder, die hat nur Aua“…
Dieses kleine Mädchen von damals ist heute 79 Jahre alt und heißt Eva Franz. Vergangene Woche berichtete sie als Zeitzeugin an der Kaufmännischen Berufsschule Deggendorf von dem unerträglichen Leid, das sie mit ihrer Familie während des Naziregimes in den Konzentrationslagern erlebt hat. Begleitet und unterstützt wurde sie von der Autorin und Rechtsextremismus-Expertin Birgit Mair vom Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V..
„Eines Abends blickte ich aus dem Fenster unserer Häftlingsbaracke raus und bemerkte Rauch aus den Schloten. Ich fragte meine Mutter, warum da Rauch kam. Sie antwortete mir „Ja, da wird Brot für uns gebacken“… und ich glaubte ihr.“ Im Nachhinein weiß Eva Franz, dass dabei Menschen verbrannt worden sind.
Die Erinnerung an die Verfolgungen fallen ihr sichtlich schwer. Insbesondere dann, wenn sie von ermordeten Familienmitglieder berichtet, laufen ihr die Tränen über die Wangen. Die Trauer und der Schock springen wie Funken über auf die sehr betroffenen Schülerinnen und Schüler. Die angehenden Kaufleute hören ihr bis zum letzten Wort aufmerksam und schweigend zu. Ihre Betroffenheit ist förmlich zu spüren.
„Ich möchte jungen Menschen die Augen öffnen…“, so Eva Franz. Sie redete den Schülern ins Gewissen, wachsam gegenüber Rechtsradikalismus zu sein und dass sie dankbar dafür sein sollten, dass sie ihre Familien noch haben und diese Zeiten nicht miterleben mussten.
Als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ hat es sich die Kaufmännische Berufsschule Deggendorf zur Aufgabe gemacht, gegen das Vergessen aktiv zu sein und die jungen Leute gegen Diskriminierung und Rassismus zu sensibilisieren. Von daher dankt die ganze Schulgemeinschaft der Kaufmännsichen Berufsschule Deggendorf der Zeitzeugin Eva Franz, dass sie ihre Lebensgeschichte mit den jungen Leuten geteilt. Hat.