Multimediale Ausstellung: Fluchtursachen verstehen und begreifen
Im Rahmen der Woche der Begegnung der Stadt Deggendorf machte der „Missio-Fluchttruck“ vor dem Deggendorfer Schulzentrum Station. Das kirchliche Hilfswerk Missio bietet mit dem „Flucht-Truck“ die Möglichkeit, dass sich die Schülerinnen und Schüler durch die interaktive Ausstellung mit dem Thema „Menschen auf der Flucht“ intensiv auseinandersetzen können.
Mit Hilfe der multimedialen Ausstellung gelang es nachzuempfinden, was eine Flucht bedeuten kann und welche Konsequenzen diese aber auch mit sich bringt. Dafür schlüpfte jeder Schüler auf einem nachgebauten Wochenmarkt in Afrika in die Rolle junger Kongolesen, deren Dorf überfallen wurde. Als Samuel, Eric, Sara oder Falon erlebten sie, welche Gründe Menschen haben, aus ihrer Heimat zu fliehen und welche Herausforderungen sich ihnen stellen.
So mussten die Schülerinnen und Schüler sich zunächst entscheiden, ob sie Pass, Adressbuch und Zeugnis auf einer Flucht mitnehmen oder lieber Lebensmittel, Handy und Wasser.
Über einen kleinen, engen Raum, in dem die Fahrt im Frachtraum eines Lasters simuliert wurde, über weitere Stationen bis schließlich zum Zufluchtsort, an dem von den Startschwierigkeiten in der neuen Umgebung berichtet wurde, setzten die Schülerinnen und Schüler in ihrer jeweiligen Rolle die Flucht fort
Was heißt es, wenn unter Kriegslärm überlegt werden muss, was zum Fluchtgepäck gehören soll? Wie fühlt es sich an, auf einem Lastwagen versteckt mitgenommen zu werden? Die unterschiedlichen Situationen wurden den Schülerinnen und Schülern realitätsnah vermittelt. Was die Hauptursache für die Fluchtbewegungen und Kriege im Kongo ist, das erfuhren die Schülerinnen und Schüler zugleich in der Ausstellung: Coltan, ein Erz, das insbesondere im Ostkongo abgebaut wird und für die Herstellung von Smartphones unabdingbar ist. Da der Handymarkt boomt, steigt auch die Anfrage nach Coltan. Daraus resultiert, dass der Verkauf des Rohstoffs den Minenbesitzern viel Geld einbringt – mit der Folge, dass Kämpfe um die Minen entbrannt sind. Täglich müssen Menschen deshalb fliehen oder werden vertrieben.
Sichtlich beeindruckt verließen die Schülerinnen und Schüler den Truck. Zwar hatten viele schon von den unterschiedlichen Ursachen und Hintergründen der Flucht von Menschen aus Afrika gehört, aber so anschaulich mit Bild- und Tondokumenten nicht erlebt. „Es war eine berührende Erfahrung.", so berichtet eine angehende Einzelhandelskauffrau. Und ihre Freundin fügt hinzu: „Bei den Fragen, was man für die Flucht einpackt, habe ich alles falsch beantwortet. Das, was wir für wichtig halten, ist in der Situation als Flüchtling nicht von Bedeutung."
Mit all diesen Eindrücken und neuen Informationen wurden die Schülerinnen und Schüler jedoch nicht allein gelassen. Vielmehr fanden sie sich nach dem Besuch der Ausstellung in einzelnen Gruppen zusammen, um gemeinsam mit den Begleitern des „Missio-Trucks“, Tété Agbodan und Alice Kroll, sowie einer Lehrkraft das Erlebte zu reflektieren. Die Schülerinnen und Schüler erhielten damit einen intensiven Eindruck, was es bedeutet, seine Heimat verlassen zu müssen.