Bankkaufleute-Azubis der Kaufmännischen Berufsschule Deggendorf bei der Hauptversammlung von BMW

Die angehenden Banker bei der Hauptversammlung von BMW in der Olypiahalle„Mehr Freude am Fahren als am Aktienkurs“, war ein Vorwurf, den ein Aktionärsvertreter an Vorstand und Aufsichtsrat der BMW AG bei der Hauptversammlung richtete. Allein im letzten Jahr fiel der Preis eines Anteils um 25 %. Diese Aussage wusste jedoch Vorstand Harald Krüger in seinen Ausführungen ganz anders zu deuten. Er griff zeitlich um eine Dekade zurück und verkündete, dass der Kurs des Papiers um über 150 % gestiegen sei. Es ist halt vieles eine Frage des Blickwinkels.

Diesen Eindruck hatten auch die Schülerinnen und Schüler der Klasse Bank 12 der Kaufmännischen Berufsschule Deggendorf, die zusammen mit Klassenlehrer Stephan Honsa und Abteilungsleiter Johann Kuchl als Anteilseigner an der diesjährigen Hauptversammlung in der Münchner Olympiahalle teilnahmen.

Dieser Besuch war in diesem Jahr von den besonderen Spannungen in der Brache und im Unternehmen geprägt. Umso gespannter lauschten die Besucher aus Deggendorf den Ausführungen. Betriebswirtschaftsunterricht live wurde hier von den Akteuren geboten: Kapitalerhöhung, genehmigtes Kapital, Neuwahl der Aufsichtsräte, Neubestimmung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und die Verwendung des Bilanzgewinns. Letzteres wurde natürlich auch für die Bankazubis „bare Münze“. Als Aktionäre erhalten sie pro Stammaktie 3,50 EUR.

Nach Begrüßung und Erläuterung der Tagesordnung durch den Aufsichtsratschef, Norbert Reithofer, berichtete der Vorstandsvorsitzende Harald Krüger ausführlich zur Situation und Lage der Aktiengesellschaft. Er bezeichnete BMW, auch vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über die Eigentumsfrage großer Unternehmen, als „Vorzeigebeispiel der sozialen Marktwirtschaft“. Er konnte mit Zahlen begeistern. So wird alle 13 Sekunden ein BMW-Fahrzeug verkauft, davon alle 4 Minuten ein Elektroauto. Das Konzernergebnis vor Steuer beträgt im Jahr 2018 9,8 Mrd. EUR. Soweit die Zahlen. „Zahlen sind Fakten, sie können jedoch auch sehr emotional sein“, so der Konzernchef. Im weiteren Verlauf nannte Harald Krüger drei Schlagworte, mit welchen er die Ausrichtung des BMW-Konzerns erläuterte: Vielfalt, Märkte und Digitalisierung. Die Vielfalt steht für die verschiedenen Antriebsarten. Er kennzeichnete den BMW-Weg als Handlungsfähigkeit auf allen Wegen. Die Märkte sind ausschlaggebend für die jeweilige Strategie in der Region. Asien, USA und Europa sind die drei großen Geschäftsfelder. „Globalität braucht Wurzeln – unsere sind in Bayern.“ Dieser Satz war ganz nach dem Geschmack der in der Olympiahalle vertretenen Anteilseigner. Das Geschäftsmodell hin zu Digitalisierung beinhaltet die Mobilitätsdienstleistungen „your now“ und als Zukunftsmodell das autonome Fahren. Der Prototyp des iNEXT konnte von den Aktionären bereits bestaunt werden.

Für die angehenden Bankkaufleute interessant war auch die Kapitalpräsenz bei der Hauptversammlung. So waren ca. 79 % des stimmberechtigten Grundkapitals (= 601 Millionen Stammaktien) bei den Abstimmungen vertreten. Mit dabei die Schüler der Kaufmännischen Berufsschule Deggendorf.

Den Inhalt der Ausführungen von Aufsichtsrat und Vorstand konnten in den anschließenden Wortbeiträgen jeder einzelne auf sich wirken lassen. So mussten sich die Verantwortlichen auf heikle Fragen einstellen. Diese kamen prompt. So wurde eine fehlende Modelloffensive, das Beharren auf einer starken Position und der Verlust der Vorreiterstellung in der e-Mobilität kritisiert. Einige Redner von Investmentgesellschaften oder Aktionärsvertretern hatten Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung des Münchner Konzerns äußerst detailliert hinterfragt: Währungshedging, Rückstellungen für drohende Strafzahlung im Kartellstreit mit der EU und die Ausgabe stimmrechtsloser Vorzugsaktion an die Belegschaft waren Themen, die einer näheren Erläuterung des Vorstandes bedurften.

Für die Schülerinnen und Schüler bedeutete die Teilnahme an der Hauptversammlung die situative Anwendung der in der Berufsschule vermittelten Lerninhalte. Diese „Dividende“ wiegt weit mehr als die von BMW ausgezahlte.