Gegen Rassismus und Extremismus, für Integration
Am Donnerstag, 15.12.2016, um 10.45 Uhr wurde das Theaterstück „Heiles Deutschland" vom Schultourtheater „bühnengold", Berlin, an der Kaufm. Berufsschule II in Deggendorf vor rund 220 Schülerinnen und Schüler aufgeführt.
Das mobile Schultourtheater mit den beiden jungen Schauspielern Joséphine Oeding sowie Simon Altmann sprachen mit ihrem 60 Minuten langen Stück gesellschaftspolitisch hochbrisante Themen wie beispielsweise Menschenfeindlichkeit, Extremismus, Terror sowie die aktuelle Flüchtlingsdebatte an.
Die Theateraufführung handelt von den Geschwistern Melanie & Lukas, die gemeinsam die 8. Klasse des Gymnasiums besuchen. Melanie, künstlerisch interessiert, politisch desinteressiert, erhält von ihrem Lehrer die Hausaufgabe, die Marksteine der Deutschen im 20. Jahrhundert näher zu beleuchten. Ihr Bruder Lukas, der seine Zeit am Liebsten auf dem Sportplatz und am PC verbringt, jedoch aufgeschlossen das aktuelle Tagesgeschehen gegenüber steht, findet die Aufgabe sehr interessant und bietet Melanie seine Hilfe an. Die beiden ungleichen Geschwister beginnen mit gemischten Gefühlen die Recherche im Netz.
In einer Art Zeitstrahl befindlich, angefangen bei der Machtergreifung durch Hitler, über Studentenbewegungen in der Nachkriegszeit, die Neonaziszene, Wiedervereinigung, den erschütternden 11. September, Spionage, Mohammed-Karikaturen bis heute zu Pegida, IS-Terror und Flüchtlinge, bilden sich Melanie, die erschrocken von der nicht abreißenden Menschenfeindlichkeit ist, und Lukas, der Wut und Verständnis für den Griff zur Waffe entwickelt, ihre Meinung, indem sie sich in die Täter und Opfer der Geschichte hineinversetzen. Aus der Recherche wird ein Meinungsaustausch, dann eine Diskussion und daraus Streit. Es knallt und am Ende ist es ganz still...
Unvergessene Worte, Taten und Zukunftsaussichten verbildlicht und eingebunden in eine eindrucksvolle Soundkulisse regten, auch aufgrund der sehr provokativen Darstellung, zum Nachdenken bei den Schülerinnen und Schülern der Kaufm. Berufsschule an. So war es nicht verwunderlich, dass für einige Minuten eine tiefe Stille in der Aula des Schulzentrums herrschte. Es ging eben nicht um ein „Heiles Deutschland", sondern u.a. um Terror, Menschenfeindlichkeit und Angst. In der anschließenden Diskussionsrunde stellten sich die Protagonisten den Fragen und Sorgen der Schülerinnen und Schüler.
Das aufgeführte Theaterstück bildete den Auftakt für das facettenreiche Sozialkundeprojekt „Deutsch? Nein, Mensch!" – Integration im Dialog", welches von den beiden Lehrkräften der Kaufm. Berufsschule Stefanie Zimpel und Michael Peter ins Leben gerufen wurde und sich über das gesamte Schuljahr 2016/17 erstrecken wird. Ziel dieses Projektes ist es, dass die Schülerinnen und Schüler die Scheu vor den „Fremden" überwinden, Vorurteile abbauen und erkennen, dass die, die zunächst fremd erscheinen, eigentlich gar nicht anders sind als wir.