Lehrfahrt der Steuerfachangestellten der Kaufmännischen Berufsschule Deggendorf zum Bundesfinanzhof
Die Gerichtsurteile des Bundesfinanzhofs (BFH) können jeden von uns betreffen. Der BFH gehört zu den höchsten deutschen Gerichten, ist quasi die „letzte Instanz“ in Steuerangelegenheiten. Spätestens die Begründung mit dem Aktenzeichen „BFH …“ auf unserer Steuererklärung macht uns dies deutlich.
Dennoch bekommen wir von den Entscheidungen, die in den Gerichtssälen im Münchner Nobel-Stadtviertel Bogenhausen getroffen werden, oft nichts mit. Spektakuläre Prozesse und bundesweite Berichterstattung sind hier nicht an der Tagesordnung.
Die Steuerberater und ihre Steuerfachangestellten sowie auch die Lehrerinnen und Lehrer im Steuerfachbereich der Kaufmännischen Berufsschule Deggendorfaber arbeiten praktisch täglich mit diesen Entscheidungen und wenden sie an. Deshalb war es für die angehenden Steuerfachangestellten der Klasse St 11 und ihren Lehrkräften Kathrin Pfeffer und Johann Kuchl sicherlich sehr interessant zu sehen und zu erleben, wo diese für sie so wichtigen Entscheidungen gefällt werden. Kunigunde Maier, Geschäftsstellenleiterin des V. Senats (Umsatzsteuer) erläuterte ihnen in einem anschaulichen Vortrag den Aufbau des BFH sowie dessen Arbeitsweise. Dabei wurde deutlich, dass die Zielsetzung des BFH nicht eine besonders schnelle, sondern eine möglichst fundierte Urteilsfindung ist. Jeweils zwei Richter erstellen zu jedem Fall mittels umfassender Recherche und Literaturstudium unabhängig voneinander Berichte, die sie dann in den Senatssitzungen vortragen. Dies geschieht, für die Schülerinnen und Schüler sehr überraschend, in von der Außenwelt völlig abgeschirmten Räumen ohne Computer und Co. Anschließend wird in einer genau festgelegten Reihenfolge über den Fall abgestimmt und wieder ein Bericht über das Urteil erstellt.
Beeindruckend war für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch die Führung durch das altehrwürdige Gebäude, das in seiner jetzigen Form der Farbenfabrikant Prof. Fleischer zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbauen ließ. Er musste jedoch bereits vor Fertigstellung Insolvenz anmelden. Ende des Ersten Weltkrieges erwarb das Deutsche Reich das Gebäude und ab 1923 war der Reichsfinanzhof dem Gebäude untergebraucht. Nach Kriegsende konnte der BFH die historischen Räumlichkeiten weiterführen.