Vortrag der Deutschen Bundesbank an der Kaufmännischen Berufsschule
„Die europäische Geldpolitik und die Schuldenkrise“, so lautete das Thema eines Referats von Sven Lilienthal, Bundesbankrat bei der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Bayern an der Kaufmännischen Berufsschule Deggendorf.
Die Rolle der Zentralbanken in den letzten Jahren vor dem Hintergrund Staatsschuldenkrise, Immobilienblase und unsolider Fiskalpolitik innerhalb des europäischen Währungsraumes stand an diesem Nachmittag im Mittelpunkt. Einge
laden zu dieser Gesprächsrunde hatte der Fachbereich Bank/Steuer. Die Geldpolitik steht hier im Mittelpunkt des Interesses. Steuert doch die Europäische Zentralbank über diese Instrumente die umlaufende Geldmenge im Euroraum. Im Jahr 2014 kann man die Ursachen der Staatsschuldenkrise bereits aus einer gewissen zeitlichen Distanz betrachten. Die geldpolitischen Auswirkungen daraus tangieren die Märkte bis heute und ein Ende ist momentan noch nicht absehbar. Sven Lilienthal stellte das aktuelle Maßnahmenpaket des Eurosystems vor: Leitzins historisch niedrig bei 0,15 % und ein erstmals negativer Satz für die Einlagenfaziliät von -0,10 %. Dies heißt schlicht und einfach, wenn eine Geschäftsbank aus dem Euroraum bei der EZB Gelder anlegt, muss sie Zinsen zahlen, anstatt welche zu bekommen.
Der Referent verdeutlichte den Lehrern der Kaufmännischen Berufsschule und der Wirtschaftsschule auch die Dimension der von der EZB im Jahre 2012 bereitgestellten Liquidität. Über 1.200 Mrd. EUR pumpte die Zentralbank damals in die Märkte und wirkte so einer unter den Banken herrschenden Vertrauenskrise entgegen. Sie kaufte „Zeit“. Mittlerweile sind diese Summen bereits um mehr als die Hälfte wieder gesunken und innerhalb der Agierenden auf den Finanzmärkten herrscht wieder eine vorsichtige Basis von Vertrauen, was den Kreditfluss innerhalb der Banken beschleunigt und die Märkte beruhigt.
Am Ende des Vortrags, der von Abteilungsleiter OStR Johann Kuchl geplant und organisiert wurde, stellte Sven Lilienthal fest, dass der in den Lehrbüchern verankerte „Normalzustand“ noch in weiter Ferne sei, auch wenn man bereits positive Signale erkennen könne.
Johann Kuchl