Referentin des Einweltnetzwerk Bayern „entwirrt“ den Label-Dschungel bei Textilien
„Nachhaltiger Konsum am Beispiel Textilien“, so lautete der Titel einer weiteren Veranstaltung im Rahmen der „Fairen Woche“ an der Kaufmännischen Berufsschule Deggendorf vom 19. bis 23. Mai (die DZ berichtete). Schulklassen aus dem Groß- und Einzelhandel sowie interessierte Lehrkräfte befassten sich dabei mit den Folgen ausbeuterischer Produktionsbedingungen in der Textilproduktion und welche Handlungsalternativen uns als Konsumenten, aber auch als Anbieter im Han-del zur Verfügung stehen.
Betroffenheit schaffte bei den Zuhörern nicht nur ein Kurzfilm über den Einsturz der Hochhausfabrik in Rana Plaza, Bangladesh, auch die Kinderarbeit auf den Baumwollfeldern Usbekistans war den Schülern gänzlich unbekannt. In Gruppen erarbeitete die Referentin des Eineweltnetzwerks Bayern, Annegret Lueg, Fairhandelsberaterin aus Augsburg, den Lohnanteil einer Jeans, Herkunftsländer der Textilien und verschiedene Siegelungen. Über die Produktionskette von der Baumwolle bis zum fertigen Kleidungsstück zeigte sie auf, welche ILO-Kernarbeitsnormen (ILO = international labour organization) wie beispielsweise Vereinigungsfreiheit, Beseitigung von Zwangsarbeit, existenzsichernde Löhne, keine Kinder- oder Zwangsarbeit eigentlich einzuhalten sind, und nach welchen Kriterien sozialökologische Kleidung systematisiert werden kann. An verschiedenen Labels wie Fair Wear Foundation, GOTS, Cotton Made In Africa, H & M Conscious Collection, Naturland Fair oder Fairtrade Certified Cotton erklärte die Referentin die unterschiedlichen Standards, ihr Kontrollsystem und wie sie nach Transparenz, sozialen und ökologischen Kriterien einzuordnen sind. Hilfreich sei dabei die Internetseite www.label-online.de oder Organisationen wie Christliche Initative Romero und Clean Clothes Campaign (Kampagne für saubere Kleidung).
„Aber nicht nur beim Kauf kann auf Nachhaltigkeit geachtet werden“, so Annegret Lueg, „sondern auch mit einer bewussten längeren Nutzung oder durch den Tausch gebrauchter Kleidung in Kleidertauschparties oder über das Internet“. In Gesprächen mit den Schülern stellte sich dann heraus, dass diese Möglichkeit bei Jugendlichen sogar inzwischen weit verbreitet ist und Internet-Seiten wie kleiderkreisel.de oder kleidungsladen.de für den Tausch und Kauf von Kleidungsstücken immer häufiger genutzt werden.