Die bisherigen Büroberufe wurden zum neuen Ausbildungsberuf „Kaufleute für Büromanagement“ zusammengefasst: darüber informierten (v.li.n.re.) Abteilungsleiter Christian Kaiser, Studienrätin Christina Kühnel und Abteilungsleiter Florian Lang.    Foto: HWKÄnderungen für Ausbildungsbetriebe gelten ab 1. April 2014

Von Kathrin Steidl
Bisher gab es bei den Büroberufen drei verschiedene Ausbildungsberufe: Die Kaufleute für Bürokommunikation, Bürokaufleute und Fachangestellte für Bürokommunikation. Diese sind nun zu einem neuen Ausbildungsberuf zusammengefasst worden. „Ab dem 1. August 2014 tritt der neue Ausbildungsberuf ‚Kaufmann/-frau für Büromanagement in Kraft‘“, berichtete Christian Kaiser, der bei der Kammer die Ausbildungsberatung leitet.

Auszubildende, die ab diesem Zeitpunkt ihre Lehre beginnen, können dann nur noch nach der neuen Verordnung ausgebildet werden. Was das nun für die Ausbildungsbetriebe im Handwerk bedeutet und welche Änderungen sich bei den Berufsschulen daraus ergeben, darüber konnten sich rund 40 Handwerker bei einem Infoabend in der Kammer in Deggendorf informieren.


An Entwicklungen angepasst
„Mit der Zusammenfassung ist das nun der größte Ausbildungsberuf“, betonte Kaiser die Wichtigkeit des Themas. Die Gründe für die Neuordnung seien die Anpassung an wirtschaftliche, technologische und organisatorische Entwicklungen. „Das Ziel dabei ist, die Akzeptanz der Büroberufe zu erhalten und auszubauen.“ Allein im Jahr 2012 ließen sich knapp 84.000 junge Menschen in Deutschland in Büroberufen ausbilden. Im Kammerge-biet seien aktuell 795 Azubis in einem solchen Ausbildungsverhältnis, so Kaiser. Damit stehe der Beruf immerhin an sechster Stelle im ostbayerischen Handwerk.
Nicht nur die Bezeichnung des Berufsbildes ändert sich ab kommendem August. Die große Neuerung der Ausbildung sind sogenannte Wahlqualifikationen. Die Abschnitte können vom Ausbildungsbetrieb gewählt werden, diese werden dann im Ausbildungs-vertrag festgehalten. Darunter fallen Themengebiete wie „Marketing und Vertrieb“ oder „Auftragssteuerung und -koordinierung“. „Von den insgesamt zehn Modulen können die Betriebe diejenigen aussuchen, die am besten zu ihrem Ge-schäftsalltag passen“, erklärte Christian Kaiser. Den Ausbildungsbetrieben riet er, sich über die Umsetzung der neuen Ausbildungsordnung konkrete Gedanken zu machen und diese am besten schriftlich festzuhalten.


Fähigkeiten sachgerecht einsetzen
Welche Auswirkungen die Umstrukturierung auf den Berufsschulunterricht haben wird, erläuterte Studienrätin Christina Kühnel, die an der Deggendorfer Kaufmännischen Berufsschule un-terrichtet. „Die Lehrinhalte entwickeln sich hin zum handlungsorientierten Unterricht.“ Das Ziel sei es, dass die Schüler ihre Fähigkeiten noch besser in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen sachgerecht einsetzen können. „Früher haben die unterschiedlichen Lerninhalte im Laufe der Schulzeit die Fachkompetenz der Schüler ergeben“, erklärte Kühnel. Laut dem neuem Lernplan könne man schon gesamte Abläufe einzelner Situationen im ersten Schuljahr behandeln. „Dazu werden fiktive Herausforderungen des Berufslebens in der Schule durchgespielt.“ Neu vorgesehen sei auch, dass sich die Schüler mit möglichen Strategien zur Stressbewältigung am Arbeitsplatz auseinandersetzen. „Das Thema Burn-Out ist allgegenwärtig, so müssen auch wir in der Schule frühzeitig dort ansetzen.“ Außerdem sei bei einer Lehrzeitverkürzung der Einstieg in die elfte Klasse nicht mehr möglich. „Alle Azubis starten mit der zehnten Klasse, verkürzt kann nur mehr von hinten werden“, so die Berufsschullehrerin.


Zwischenprüfung fließt in Endnote mit ein
Florian Lang, Leiter der Prüfungsabteilung der Handwerkskammer, schilderte, wie die neue Form der Prüfung ablaufen wird. Neu sei, dass die Zwischenprüfung nun in die Endnote mit einfließen werde. „Die Lehrlinge müssen deshalb frühzeitig im Betrieb und in der Schule fit gemacht werden“, so Lang. In der Prüfung müssten die Schüler nun auch berufstypische Aufgaben computergestützt bearbeiten. Bei der Prüfung in den Wahlquali-fikationen könne man zwischen zwei Varianten wählen. Diese Entscheidung treffe der Aus-bildungsbetrieb. „Entweder ist die Report-Variante möglich, in der ein vorher im Betrieb angefertigter Report die Grundlage für die Prüfung bildet, oder die klassische Variante.“ Hier bildet eine der Wahlqualifikationen die Grundlage für die Fachaufgabe.
Für die Ausbildungsbetriebe aus der Oberpfalz fand der Info-Abend über die Neuordnung der Büroberufe auch in der Handwerkskammer in Schwandorf statt.
Weitere Informationen finden Sie unter www.hwkno.de.