Quelle: PNP |  30.10.2017

Berufs- und Wirtsschaftsschule machen Werbung für Typisierungsaktion

Werben für viele Teilnehmer an der Typisierungsaktion: (vorne v.l.) Schulleiter Johann Riedl, die Schüler Julian Gwinner, Aleyna Aydogmus, Till Rohde, (Mitte, v.l.) Schulleiter Ernst Ziegler, stellvertretende Schulleiterin Nicole Schosser, Ursula Weiß (AKS), Manuela Ortmann (AKB), Bernd Sibler und (hinten) Michael Gleißner. − Foto: MillgrammDeggendorf. "Ärmel hoch" gegen Blutkrebs heißt es jetzt bei einer großen Typisierungsaktion der Kaufmännischen Berufsschule und Staatlichen Wirtschaftsschule in Deggendorf. Vom 13. bis zum 17. November können sich in der Zeit von 9 bis 15 Uhr nicht nur die Schüler als Stammzellenspender registrieren lassen, sondern auch alle anderen, die helfen wollen.

Prinzipiell kann sich jede Person zwischen 17 und 45 Jahren typisieren lassen. Das hat auch Studienrat Michael Gleißler vor vielen Jahren getan. Dass dem so ist, das hatte er schon völlig vergessen, als er den Brief der Spenderkartei erhielt, dass er für einen Patienten als Helfer in Frage kommt. Im Januar 2015 wurden die Stammzellen peripher, also über die Blutbahn an der Armvene, entnommen. Eine Dame aus Schweden sei schwer erkrankt gewesen. "Das Wissen, einer Person geholfen zu haben, ist toll – und damit kam die Erkenntnis: Es müssten sich viel mehr Menschen typisieren lassen, da man mit dem kleinen Pieks Leben retten kann."

Inzwischen hat der Lehrer Kontakt zur Spendenempfängerin, allerdings noch anonym. Aber bei einem sind sich beide sicher: Sie wollen sich treffen. Für Gleißner war diese Erfahrung der Anlass, zusammen mit dem Verein Knochenmarkspende Deggendorf (AKS) eine Typisierungsaktion auf die Beine zu stellen. Während die AKS vor Ort koordiniert, stellt die AKB, die Aktion Knochenmarkspende Bayern, das Equipment und ist verantwortlich für die Spender.

"Das ist das wertvollste Geschenk", findet Schulleiter Johann Riedl. Je älter die Menschen werden, desto häufiger würde sie die Krankheit treffen, aber auch junge Menschen blieben nicht verschont. "Und manchmal ist ein Überleben eben nur mit einer Stammzellenspende möglich." Für 80 Prozent aller Erkrankten könne man einen Spender finden. 70 bis 85 Prozent aller Empfänger überleben die Krankheit dank ihrer Spender. "Ich begrüße es sehr, dass wir hier erstmals so eine Aktion an unserer Schule durchführen – wir vermitteln nicht nur Wissen, sondern bilden auch Herz und Charakter." Um die Aktion auch finanziell zu unterstützen, denn eine Typisierung kostet 40 Euro, habe man auch alle 600 Ausbildungsbetriebe angeschrieben und um eine Beteiligung gebeten.

Den pädagogischen Wert der Aktion lobte auch Schirmherr Staatssekretär Bernd Sibler, der selber schon 60 Mal Blut gespendet hat. Da er schon typisiert ist, versprach er, fünf Blutbestimmungen zu finanzieren.

Michael Gleißner sagte, er sei stolz drauf, an dieser Schule Lehrer zu sein. Oft sei der persönliche Bezug Anlass für eine Spende. Den hätte die Mehrheit der Schüler aber nicht. Aus diesem Grund sei der Pädagoge in fast 60 Klassen zu Besuch gewesen und habe von seinen Erfahrungen berichtet, um die Schüler so zu motivieren. Viele seien so begeistert, dass sie sich nicht nur typisieren lassen wollten, sondern auch bei der Durchführung der Aktion helfen.

Junge Menschen zu motivieren, sei nicht einfach, berichtete Manuela Ortmann von der AKB. Dabei sei dies besonders wichtig: "Denn die jungen Menschen bleiben lange in der Kartei." Erst mit 60 Jahren komme man nicht mehr als Spender in Frage, wurde vom Gesetzgeber festgelegt.

Hinzu komme die unglaubliche Außenwirkung der Aktion, die den wenigstens Menschen bewusst sei. "Davon lesen auch Betroffene in der Presse, die vielleicht nicht wissen, dass da so viele Menschen sind, die ihnen helfen wollen", berichtete Ursula Weiß vom AKS aus ihrer Arbeit.

Natürlich haben alle Beteiligten eine Wunschzahl im Kopf, wie viele Typisierungen sie in der Aktionswoche schaffen wollen. Die Zahl wollen sie allerdings nicht vorher verraten. Jeder, der Stammzellenspender werden möchte, kann in die Schule kommen. Mitbringen muss man nur die Krankenkassenkarte.− mil